Heuchler oder Revoluzzer? Deutschlands Umgang mit dem Umweltproblem

Nachhaltigkeit, Klimawandel, Umweltschutz. Allen drei Dingen kann man doch eigentlich schon im privaten Bereich begegnen. Das ist erst einmal nicht neues und selbstverständlich wissen die Deutschen das theoretisch auch. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild, sodass es sich bei vielen Landsleuten eher um  „Umweltheuchler“ als um echte „Umweltrevoluzzer“ handelt.

Laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamt sind sich 97 Prozent der Deutschen im Klaren, dass jeder individuell Verantwortung für die Umwelt übernehmen sollte. Knapp 70 Prozent der Befragten möchten ihren wirtschaftlichen und alltäglichen Lebensstil in diesem Zusammenhang neu strukturieren. 70 Prozent davon würden sogar auf das Fahrrad steigen, statt wie gewohnt täglich ihr Auto zu benutzen.

Die Realität der Deutschen: fehlender Handlungswille

Fakt ist: Die Deutschen sind sich über die Brisanz der Umweltprobleme bewusst und sie geht freilich auch nicht völlig emotionslos an ihnen vorbei.  Aber was nützt das reine Wissen um ein breit diskutiertes Problem, wenn es im (häuslichen) Alltag am Willen und an der konkreten Durchsetzungskraft fehlt? Denn tatsächlich häufen sich die umstrittenen SUV auf Deutschlands Straßen, während Fahrrad sowie öffentliche Verkehrsmittel eher die seltene Alternative zum Auto bleiben und Bio-Lebensmittel einen verschwindend geringen Marktanteil im Lebensmittelsektor ausmachen. Ganz nebenbei ist fair fashion zwar ganz „hippster“, fast fashion beschreibt den momentan überwiegend praktizierten Modekonsum dann aber doch besser. Spätestens jetzt wird deutlich, dass sich die Deutschen in einem gewissen Zwiespalt – um nicht zu sagen im Selbstbetrug – befinden, wenn es um das Thema Umweltprobleme geht.

Wenn die Deutschen auch nicht unbedingt das Paradebeispiel für ein umweltschonendes Konsumvolk verkörpern, ein Gutes hat das Ganze zumindest: Das Bewusstsein und die Bereitschaft zur Veränderung ist immerhin da. Und letztlich kann man sich sogar den negativen Zahlen ein klein wenig optimistischer nähern: Und zwar indem man das Ergebnis als Hilfeschrei der Verbraucher versteht, die zwar bereit sind, etwas zu ändern, es ihnen momentan aber einfach nicht so ganz gelingen mag. 

Die Lösung: Klarheit in allen Bereichen

An dieser Stelle müssen eben klare Maßnahmen und Ansagen eintreten, was das Verhalten im Bezug auf die Umweltprobleme betrifft. Dabei ist es die Aufgabe der politischen oder wirtschaftlichen Verantwortlichen, die deutsche Bevölkerung und deren umwelttechnisches Bewusstsein ernst zu nehmen, damit diese schließlich ins Handeln kommen.  Im Textil- und Elektrobereich wären offensichtlichere Hinweise auf mögliche Umweltfolgen oder genauere Informationen zu Recycling und Klimaschädlichkeit hilfreich. Bewährt haben sich die konkreteren Angaben zum Beispiel schon teilweise in der Lebensmittelbranche. Beispielsweise ist die Pflicht zur Angabe über Herkunft und Lebensumstände von Hühnern maßgeblich für den Aufschwung von Bio-Eiern verantwortlich. Die glückliche Henne macht also das Rennen!

Cookie-Richtlinie