Klimawandel als Ursache für Schlafstörungen

Man wälzt sich hin und her. Drapiert das Kissen ein weiteres Mal neu. Beginnt von vorne mit der Schäfchenzählerei. Eigentlich dürfte jedoch nach gefühlt tausend Zählversuchen die komplette Wiese abgegrast sein. Wer kennt sie nicht, diese Nächte, in denen wir einfach keinen Schlaf finden wollen? Für viele mögen die Schlafposition, der Stress in der Arbeit oder im Alltag, die Lichtverschmutzung, der Lärm und der Feinstaub ausschlaggebend für den Schlafmangel sein. Forscher haben nun aber einen anderen Negativfaktor entlarvt: den Klimawandel.

Besonders in den Sommermonaten klagen zahlreiche Menschen über schlaflose Nächte. Aus diesem Grund sind Forscher der Harvard University der Frage nachgegangen, ob und wie die zunehmende nächtliche Wärme unseren Schlafrhythmus beeinflusst. Dabei griffen sie auf die Daten von 765.000 amerikanischen Bürgern aus 2002 bzw. 2011 zurück, in denen Zeitpunkt und Art der Schlafstörung genauer analysiert wurden. Anschließend bezogen sie die damaligen Temperaturbedingungen vor Ort während dieser Zeit mit in die Analyse ein. Das Resultat: Die zunehmend wärmeren nächtlichen Temperaturen stehen in direktem Zusammenhang zu einem negativen Schlafverhalten. Die Untersuchung ergab, dass bereits ein Temperaturanstieg von nur einem Grad über den Normwerten im Durchschnitt monatlich drei zusätzliche schlaflose Nächte pro 100 Personen fordert.

Gefährliche Dreierkonstellation: Klimawandel, höhere nächtliche Temperaturen, labile Gesundheit

Regelmäßiger Schlaf ist für die menschliche Physis und Psyche essentiell wichtig. Personen mit Schlafdefiziten sind empfänglicher für Infektionen sowie chronische Erkrankungen. Zudem kann sich zu wenig Schlaf negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken. Letztlich kann der Kern allen Übels auch hier im nächtlichen Temperaturanstieg liegen, sodass auch die menschliche Gesundheit in direkter Relation dazu steht. Diese gesundheitsgefährdende Entwicklung macht auch vor Deutschland nicht Halt. Hierzulande klagen nahezu 80 Prozent über Schlafstörungen.

Ärmere stärker betroffen als Reichere

Grundsätzlich sind besonders ältere, aus ärmeren Lebensverhältnissen stammende Personen betroffen. Dreimal häufiger als Reiche kämpfen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern mit diesem atypischen, nächtlichen Temperaturanstieg. Das liegt vor allen Dingen daran, dass reichere Menschen in kühleren Randbezirken der Städte leben und sich mit Klimaanlagen Abhilfe verschaffen.

Anzahl der schlaflosen Nächte steigt zukünftig stetig an

Die Aussichten für die Zukunft dürften uns leider jetzt schon zusätzlich schlaflose Nächte bereiten. Das Forscherteam rechnet bis zum Jahr 2050 pro Monat und pro 100 Personen mit sechs weiteren Nächten ohne Schlaf, bis 2099 sogar mit 14.

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